Ein Observatorium ist ein wissenschaftliches Institut zur Beobachtung astronomischer, geophysikalischer oder meterologischer Vorgänge. Entlang einer Erhebung der triangelförmigen Bründelwiese habe ich aus vorgefundenen, natürlichen Materialen - genauer gesagt aus zirka ein Meter langen geklobenen Holzscheiten - mein keilförmiges Instrument errichtet. An seiner gekrümmten Fußlinie nimmt es die Richtung zu einem alten, stillgelegten Heilwasserbrunnen auf und orientiert sich in der ansteigenden Richtung am Polarstern.
Zwei nahegelegene Schulen, eine Landwirtschafts- und einen Hauswirtschaftsschule boten sich an, weil sich das Objekt in ihren Weg gestellt hatte und Fragen aufwarf, sich in einer noch nicht bewußten Form zu beteiligen. Ich schlug den etwa 60 Mädchen und 120 Buben vor, durch ihre Anwesenheit das Objekt mit ihnen, als lebendige Skulptur, zu erweitern. Durch ihre Positionierung im Raum drängten sich andere Fragen als die gewohnten zur Kunstrezeption auf. Als nunmehr Beteiligte eines von ihnen ausgelösten Vorgangs im Raum wurde das gesamte Umfeld zur Beobachtungsstation über den Ort, die Orientierung und sich selbst.
In einer dritten Phase werden die Schüler der Landwirtschaftsschule das Objekt abbauen. Jeder Schüler trägt einen Teil des Objektes, ein gewöhnliches geklobenes Holzscheit, in das Künstlerhaus der Stadt Graz. Dort errichten sie, mit dem aus dem Observatorium gewonnen Material, ein neues und eigenes Objekt. Ihr Observatorium, das mein Instrument ablöst.
Das Observatorium ist ein Aggregat: Beobachten, sammeln, errichten, wirken, erweitern, verwandeln, erneuern, beobachten - ein Verwandlungskreislauf.