Die Grazer Sezession
, der Wiener Secession
seit den Gründungstagen 1923 ebenbürtig, - man denke nur an die Gründungsmitglieder Thöny, Wickenburg und Wagula - beweist mit der heurigen Ausstellung, dass hohe künstlerische Qualität ihrer Mitglieder das entscheidende Kriterium für die Ausstellungsreife geblieben ist.
Auch 2001 wird die Exposition in zwei 14-Tage-Ausstellungen geteilt, deren erste am 15. Mai eröffnet wurde.
Sie vermittelt uns Freude über die ikonenhaften Bilder von Dimitrios Sakellariou, der sich dem Phantastischen Realismus zuneigt, und seinem Landsmann und Vornamensbruder Dimitrios Theotokopulos, dem großen EI Greco
, mit einem Marterl
samt englischsprachiger Widmung Reverenz erweist.
Der kraftvolle Heinz Tagger spricht in seinen Bildern Klartext und berührt narrativ (Chikago
).
Von Josef Tichy sind vier außerordentlich fein abgestimmte Farbkompositionen informellen Charakters zu sehen. Die Meisterhand verrät sich darin, dass sie eine fröhliche Vielfarbigkeit mit sicherem Strich zur Harmonie führt.
Sigi Hrad-Rynda führt zu den Spuren der Schöpfung
in Bolivien 2000. In welcher Technik immer uns die Bilder entgegentreten, ob als Druck auf Büttenpapier oder als Wachsradierung auf Stoff, sie regen zur Meditation an und führen, selbst noch als dekoratives Element, zu Ruhe und Besinnung.
Dagegen sind Wolfgang Finders großflächige Schöpfungen Aufruf zu Aufbruch und Ausbruch zugleich. Starke Zentralpunkte verlangen Umfeldresonanz in der Fläche. Dass dies souverän gemeistert wird, dafür bürgt ein Name: Finder. Wolfgang, Angehöriger einer hochmusischen Familie - Vater Literat, Mutter Malerin, Schwester Opernsängerin - hat mit seinem Bruder Klaus (Handballstaatsauswahltormann) als Zweimanncombo auch den musikalischen Part des Abends gemeistert.
Im Grafikraum sind interessante Fotoarbeiten und Studien von Eckart Schuster zu sehen, 23 an der Zahl, Ihnen liegen sechs geschnitzte Köpfe gegenüber, die den Künstler als reifen Bildhauer bestätigen.
Der gesamte Apsisraum aber ist Franz Eigner zugemessen, der heuer am 25. Oktober 70 Jahre alt wird. Der Geburtstag des Vizepräsidenten der Grazer Sezession ist ein Ereignis, auf das auch der scheidende Kulturpolitiker der Stadt Graz, DI Strobl, in seinem Schwanengesang Bezug genommen hat. In der Betonung der entscheidenden Schritte, die die Stadt Graz gesetzt hat, um das Kunsthaus Wirklichkeit werden zu lassen, antwortete Stadtrat Strobl auf die Rede von Franz Eigner nach der Begrüßungsansprache der Präsidentin Linda Leeb. Darin hatte Franz Eigner seine Besorgnis darüber geäußert, dass es in einer Spaß- und Ellbogengesellschaft
für Maler und Bildhauer immer enger werden müsse, wenn Seher- und Besucherquoten den Kulturbetrieb steuern. Aber selbst wenn die AntiQuote
niemals zum elementaren Ereignis
der Kulturpolitik werden wird, braucht der Maler Franz Eigner nicht um die Liebhaber seiner Kunst zu bangen: Wie zu einem Zentralgestirn zieht es die Betrachter in die Apsis des Künstlerhauses. In 15 Jahren stellt Eigner seine aquarellierten Radierungen einander gegenüber. Die wärmsten Farben, absichtlich oder nicht, in der Mitte: die Nötigung erhöht die Serie zum Gesamtkunstwerk. Die Paare weisen jeweils die gleiche graphische Struktur auf, sind aber farbig verschieden.
Überaus reizvoll auch das einzige nichtfarbige Bild, das Einzelstück 9910, dessen Motiv ja die Einladungskarte ziert. Wenn man es nicht schon wüsste, hier könnte man zum Schluss kommen: Franz Eigner ist einer der originellsten und bedeutendsten unserer steirischen Meister.
So warten wir auf den nächsten Tropfen auf den kalten Stein
, den Teil 2 der diesjährigen Sezessionsausstellung in 14 Tagen, am 29. Mai 2001. Bilder von Meister Friedrich Ehrbar und Ingrid Wieser werden dabei die weststeirische Kunstenklave dokumentieren.
Sicher wird es wieder ein Rendezvous der Persönlichkeiten
geben, zu dem aber jedermann eingeladen ist, der sich mit Kunst beschäftigen möchte.