Obwohl Hans Nagelmüller nur wenige Jahre nach dem Krieg verblieben, so sind es besonders seine Arbeiten aus den letzten zwei Lebensjahren, die nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Auf der Höhe ihrer Zeit stehend, vollziehen die Arbeiten, sensibel und bedächtig die Schritte zur völligen Abstraktion.
Seine künstlerischen Anfänge liegen in den 30er Jahren, doch es sind im Wesentlichen die Jahre kurz nach dem 2. Weltkrieg, die diese Arbeiten reifen und entstehen ließen.
Es waren vor allem seine Kontakte zu den Malern der Grazer Sezession, die auch nach dem Krieg für ihn maßgeblich waren. Fritz Silberbauer lehrte ihn das zeichnerische Element formbildend und ausgeprägt einzusetzen, wohingegen Alfred Wickenburg maßgeblich für die sensible Farbgebung war.
Es entstanden Arbeiten, die, gäbe es den Begriff Grazer Schule der 30er und 40er Jahre
, so könnte man sie unter diesem Titel zusammenfassen.
Nagelmüller war ein von Natur aus eher schüchterner und zurückhaltender Mensch. Um so bedeutungsvoller sind seine Beziehungen und Freundschaften die er schloß. So zu Siegfried Neuburg, einem ihm wesensverwandten Künstler.
Gemeinsam mit Neuburg war er einer der wenigen in der Steiermark, der sich schon früh, nämlich um 1950 mit dem Konstruktivismus beschäftigte. Anlaß dazu war ein Buch über Piet Mondrian. Dieses Interesse an den für sie neuen Stil wurde durch den Besuch der Biennale in Venedig und den dort gewonnen Eindrücken beschleunigt.
Nagelmüller hat das Naturvorbild, das für ihn immer maßgeblich war, im Laufe der Jahre weiter vereinfacht und reduziert. Nunmehr gelingt ihm die gänzliche Lösung vom Naturvorbild.
Es entstanden konstruktive Arbeiten, die aus dem Kubistischen kommend, immer reduziertere Formen aufzeigen. Diese aus Rechtecken und Quadraten gebauten Motive - Landschaften oder Gebäude - wurden in mehreren Vorgängen übermalt und vereinfacht. Dadurch entstand eine Konstruktion aus farblich differenzierten Flächen und einem Geflecht von Begrenzungslinien.
Zeigten die Arbeiten anfangs noch eine Basis, die betont war, aus der sich die Formgebilde vom unteren Bildrand entwickelten, wurden sie im weiterem Verlauf gelöster und im Bildzentrum, vor dem Hintergrund frei schwebend.
Es sind wichtige Arbeiten, die, laut Wilfried Skreiner, den Anspruch erheben können, zu den frühesten abstrakten Arbeiten, nicht nur in der Steiermark sondern in Österreich zu gehören.