Unter den zehn Ausstellern dominieren fünf Weststeirer. So ist unter Nummer 1 bis 6 sogleich eine Serie von sechs aquarellierten Radierungen von Altmeister Franz Eigner zu sehen. Kleine Meisterwerke, schrecklich aktuell durch das Werk N.Y.11.09.2001
, welche Inschrift in typischen Paketversandtlettern wie ein schwarzes Wasserzeichen hinter den Symbolen hervortritt: die blutige Sonne tief unten, ein blaues Gitterfenster und niederbrechende Strukturen, trostlos aber perspektivisch sich verjüngend in aeternam, amen. Künstler sind Membranen, sie, und nur sie, schaffen die wahren Zeitdokumente.
Man erholt sich bei Barbara Rittlers großformatigen Acrylbildem, die Spuren sichern und Abschied ausdrücken. Man denkt unwillkürlich an Fabian, doch lebt Barbara Rittler in einem anderen Farbkreis, ausländerfreundlich
: geprägt durch Preussischblau, Indischrot und Venezianergelb.
Heinz Tagger ist durch drei großformatige Holzdrucke (vielleicht handverbessert) auf Japanpapier vertreten. Er lässt die Papierstruktur ebenso wirken wie die Faserung des Holzes. Graphisch wohlgemessen, entsprechen die Werke in Vollendung abstrakten japanischen Haiki-Illustrationen.
Der Grandseigneur der Grazer Sezession, Friedlich Ehrbar, hat nur zwei Bilder, etwa 80/100 cm, zur Ausstellung gebracht. Entrindung des Baumes
, er hat sie außerordentlich nobel in Farbe gesetzt. Bild 15 zeigt einen zinnobriger zwischen zwei dunkelroten, teils sich verjüngenden, teils wieder anschwellenden Stämmen hervortretenden Pfahl vor einem in Schwarz-weiß-grün kleinstrukturierten Hintergrund, der Waldweben
sublimiert. Bild 16 verstehe ich als andersfarbiges, nicht gerade komplementäres Pendant, das eigentlich nach dem dritten Ptychon ruft.
Außer den Weststeirem stellen noch andere markante Maler aus: Die Präsidentin Linda Leeb mit Röntgenbildgrafikserien und Bronzemodellen für Großplastiken; die Leibnitzerin Renate Polzer, die farbige Ereignisse hinter schwarzen Gittern versteckt. Renate Sterlika stellt eine sehr harmonischdurchgeführte graphische Hommage Georg Trakl
vor, in die sie handgeschriebene Gedichtbruchstücke Trakls einwebt. Sigi Hrad-Rynda liefert eine interessante Serie von zwölf Kleinbildern mit Steinmetz- und Alchemistenzeichen, überkrönt von einer gleichgroßen, sechsblättrigen, ockerfarbenen Blüte.
Jan Milan Krkoska in der Apsis zeigt sich stark berührt von der Thematik Freiheit - Gefangenschaft - Gottbezogenheit und Gebet
. Mischtechnik auf Jute
kann viel sein. Hier geht die Richtung ins Relief, in Bronzefarbe, Gold, Rot. Strengen Teilungen stehen raumfüllende Symbolfiguren gegenüber. Das Inschriftlesenwollen lenkt, da oft kryptische Zeichen zu deuten sind, vielfach vom Bilderfassen ab. Jan Milan Krkoska ist sicher ein großer Maler und die Vermittlung der Bekanntschaft mit seinem Werk ein Verdienst.