Geboren 1927 in Warnsdorf, Nordböhmen. Seine Werkstätten sind heute in Grafenstein (Kärnten) und an der Technischen Universität Graz, Fakultät für Architektur im Stift Rein. Seit 1973 ist er Mitglied der Sezession Graz. Er arbeitet auch in der Toskana, in Peru und in Spanien. Zu seinen Werken gehören u. a. die Fresken in der Abt-Kapelle des Stiftes Rein, Emailwände in der Zentralschule Zeltweg, Glasfenster in der gotischen Kirche in Gnas und der Kärntner Sonnenturm am Autobahnrastplatz Twimberg an der Landesgrenze. Die schon legendären Fresken im Klagenfurter Bahnhof stammen aus dem Jahr 1949. Zahlreiche Monografien über den Künstler und Universitätsprofessor sind erschienen und viele Ausstellungen wurden von ihm mit großen Erfolgen beschickt.
Mit Giselbert Hoke starb einer der großen Maler des Alpen-Adria-Raumes. Der Kärntner hinterließ auch in der Steiermark tiefe Spuren seiner künstlerischen Kraft und Kreativität. Ein Nachruf aus der Kleine Zeitung vom 19. April 2015
In seinem letzten Werkzyklus Nada
hatte er sich ganz dem Nichts verschrieben, der großen Leere, der er schon früh in seinem Leben begegnet war: 1943 verlor er im Krieg seinen Bruder, zwei Jahre später musste sich der schwer verwundete Kindersoldat den rechten Arm amputieren lassen. Dass Giselbert Hoke damals auf dem Zeichentisch einer Kremser Schule operiert wurde, lässt sich im Nachhinein als Wink des Schicksals deuten. Noch in der Kriegsgefangenschaft schuf er an einer Barackenwand sein erstes größeres Gemälde, dem im Laufe eines 70-jährigen. April Künstlerlebens noch zahlreiche folgen sollten. Gestern (18. April 2015) starb Giselbert Hoke im Alter von 87 Jahren im Klinikum Klagenfurt.
In seiner Kärntner Wahlheimat hatte der heimatvertriebene Nordböhme schon früh Triumph und Niederlage erlebt. Nach dem Studium an der Wiener Kunstakademie gewann der Schüler von Robin Christian Andersen und Herbert Boeckl den Wettbewerb für die Gestaltung der Klagenfurter Bahnhoffresken. Die Enthüllung der an Picasso orientierten Szenen löste 1956 den ersten Kunstskandal in der Zweiten Republik aus. Auf den Volksaufstand folgten der Rauswurf aus der Wolfsberger Notunterkunft und eine Odvssee, die für Hoke erst 1962 mit dem Erwerb von Schloss Saager an der Drau endete.
Es gibt noch nicht den Zustand, dass ich dankbar bin für das, was geschehen ist
, sagte Hoke Jahrzehnte nach dem Kesseltreiben gegen ihn und seine Familie. Doch der Skandal brachte auch zahlreiche weitere Aufträge: für Glaswände an der Wiener Universität etwa oder für einen Sonnenturm
am Autobahnrastplatz Twimberg.
1974 war Hoke als Professor an die Architekturfakultät der Grazer TU berufen worden. Er gründete und leitete im Stift Rein, für das er auch Fresken geschaffen hatte, das Institut für künstlerische Gestaltung. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1995 blieb er weiterhin als Lehrer tätig.
Im Juni 2013 stellte er im Steiermarkhof in Graz aus und ätzte, irr Rollstuhl sitzend, über seine Palettenbilder
: Nur beschissene Striche, oder?
Wohl wissend dass die auf Leinwand aufgezogenen Blätter oder
waren — zuweilen nur in Schwarz auf Weiß mit der spürbaren Kraft der linken Hand hineingearbeitet in das Papier. Und noch bis vor Kurzen unterrichtete er, obwohl schon fast erblindet, an der Sommerakademie im Schloss Halbenrain.
Im Mittelpunkt von Hokes viel schichtigem Werk, das Lithografien ebenso umfasst wie Tapisseriemalerei oder Architektur, standen vor allem Frauenakte und Landschaften. Letztere schuf er zum Teil in Spanien, Peru oder in seinem toskanischen Sommerdomizil. In seinem letzten Lebensjahrzehnt reduzierten sich seine Bilder auf das Wesentlichste, wurden zu reiner Malerei, die Hoke einmal so beschrieb: Man mag nix, man spürt nix, man liebt nix, man hasst nix — und dann wird für einen das Nix zu Etwas.
Nur wenige Tage nach dem Italiener Giuseppe Zigaina und dem Slowenen Joze Ciuha ist nun ein weiterer großer Maler des Alpen-Adria-Raumes zu Nix
geworden. Das Etwas
, das uns der einarmige alte Mann mit dem Hut hinterließ, wird noch Generationen erfreuen, ermutigen und bestürzen.
Erwin Hirtenfelder
Giselbert Hoke ist im letzten September 80 Jahre alt geworden. Seine letzten Ausstellungen – in Klagenfurt und in der Villa Manin bei Udine in Friaul – in Villach hatte er zu seinem Geburtstag ostentativ den Slowenen Janez Bernik zu einer gemeinsamen Präsentation eingeladen – nannte er Nada
, Nichts
. Ein fatalistischeres Bekenntnis als Resümé eines erfüllten Künstlerlebens läßt sich nicht denken. Da bleibt kein Ertrag, den man mitnehmen kann. Doch gibt Hoke dem Begriff Nada
auch eine positive Deutung und empfängt aus ihm so etwas wie einen Nirwana
-Impuls. Er sagt dazu, daß wir mit Nichts auch nichts verlieren können
... Im Übrigen entspreche das Nichts mehr meinem Alter als dem Alter selbst
.
Also Nada
, Nichts
. Und doch sind Giselbert Hoke in den letzten vier, fünf Jahren Bilder gelungen, großformatige Bilder, in Höhe und Breite etwa 2,30 x 3 Meter messend, die ich in der heutigen Kunstlandschaft als einzigartig empfinde. Mit ihnen stellt Giselbert Hoke (wie mit etlichen seiner viel gerühmten, immer leerer werdenden Landschaftsaquarellen und einigen Aktstudien) seine jüngste Schaffensepoche jetzt in Graz vor, der Stadt wo er von 1974 bis zu seiner Emeritierung 1995 mehr als 21 Jahre als Professor an der Technischen Universität gewirkt und ein eigenes Institut für künstlerische Gestaltung aufgebaut und geleitet hat... [mehr]