Eine Sezession wird gegründet von Wilhelm Thöny (1930?)
Vereinschronik über die Jahre 1923 - 1938(Seite»2»3»4»5»6»7»8)
von Margit Fritz-Schafschetzy und Wolfgang Silberbauer (1993)
Chronik der Sezession Graz(Seite »2»3»4»5»6»7»8)
von Trude Aldrian (1973)
Salut zum Siebziger! von Heribert Schwarzbauer (1993)
Auch Hanns Wagula hatte in dieser Zeit als erfolgreicher Werbegrafiker zahlreiche Aufträge erhalten. Von 1928 bis 1931 entwarf Wagula zum Beispiel die Werbeplakate für die jugoslawische Fremdenverkehrsorganisation.
Ab den dreißiger Jahren begann er sich auch intensiv mit dem Medium des Films auseinanderzusetzen.
Wenngleich es also auch unter den Sezessionisten einige Künstler gab, die von ihrer Arbeit recht gut leben konnten, so ist doch festzustellen, dass auch jene, deren Kunst damals keinen größeren finanziellen Gewinn einbrachte, dennoch ihrer künstlerischen Linie treu blieben.
Die politischen Veränderungen nach 1933 - die Auflösung der Demokratie und die Proklamation eines christlich deutschen Bundesstaates auf berufsständischer Grundlage - und die damit zusammenhängende Einengung des geistigen und kulturellen Klimas, die sich unter anderem in einer Bevorzugung des Bodenständigen
und Handwerklichen
äußerte, traf die Grazer Sezession besonders hart, da sie sich ja stets als fortschrittlichste, sich an der internationalen Kunstszene orientierende Künstlervereinigung innerhalb der Steiermark verstanden hatte.
Dazu kam noch, dass etliche Mitglieder der Sezession von jeher politisch links orientiert waren, wobei besonders Axl Leskoschek durch seine Tätigkeit als Redakteur beim Arbeiterwillen
auch öffentlich seine politische Einstellung deklarierte. Wegen dieses politischen Engagements wurde Axl Leskoschek in Folge des sogenannten Februaraufstandes 1934, der mit der Niederwerfung des Schutzbundes und der Auflösung der sozialdemokratischen Partei endete, sogar inhaftiert. Für seine erst im Juni endgültig durchgesetzte Rehabilitierung hatte sich in selbstloser Weise Gustav Scheiger, der langjährige Sekretär der Sezession eingesetzt.
Natürlich versuchte sich die Vereinsleitung der Sezession bereits ab 1933 von jeglicher politischer Betätigung zu distanzieren und erklärte, dass man auch weiterhin rein künstlerische denken
werden.
Obwohl die Sezession auch in den folgenden Jahren in ihren Ausstellungen ein hohen künstlerischen Niveau zeigte, mussten doch auch hier einige Konzessionen an die Kunstidiologie des Ständestaates gemacht werden.
Besonders auffallend ist dabei die vermehrte Auseinandersetzung der Sezessionisten mit religiösen Themen, zumal sich bislang von ihnen lediglich Hans Mauracher und Fritz Silberbauer mit diesem Sujet eingehender beschäftigt hatten.
Bereits im Jahre 1933 veranstalte die Sezession im Rahmen ihrer Jubiläumsasstellung eine Sonderschau mit religiöser Kunst.
So wurde von Architekt Franz Heigl ein eigener Kapellenraum
innerhalb der Sezessionsausstellung installiert, in dem Werke von Hans Mauracher, Fritz Silberbauer und Alfred Wickenburg zu sehen waren. Das größte Aufsehen erregte Wickenburgs unkonventionell aufgefasstes Madonnenbild, welches als ein überzeitliches, dem irdischen entrücktes göttliches Symbol zu verstehen war, und sich deshalb bewusst von den zur Tradition gewordenen lieblichen Madonnendarstellungen distanzierte. Dieses Bild löste in den Zeitungen heftige Kontroversen aus.
Übereinstimmendes Lob erhielten dagegen die in der Sezessionsausstellung gezeigten Plastiken von Hans Mauracher sowie die von Fritz Silberbauer geschaffenen Glasfenster für die Kirche von St. Pankrazen bei Gratwein. In den übrigen Räumen der Ausstellung begegnete man neben den Werken der bereits bestens bekannten Sezessionisten, wie Wilhelm Thöny, Axl Leskoschek, Igo Klemencic oder Erich Hönig-Hönigsberg auch den Arbeiten der jüngerer Vereinsmitglieder, zu denen die Bildhauer Walter Ritter und Werner Seidl sowie die als Maler und Grafiker tätigen Künstler Hans Stockbauer und Hans Fronius zählten.
In den damaligen Ausstellungsrezessionen wurde vor allem der Grazer Bildhauer Walter Ritter (1904 - 1986) als eines der begabtesten jungen Talente bezeichnet. Ritter, der an der Grazer Kunstgewerbeschule bei Wilhelm Gösser und später an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert hatte, war erst im Jahr 1933 nach Graz zurückgekehrt, wo er sich als Bildhauer und seit 1935 auch als Bühnenbildner am Grazer Stadttheater tätig war.
Der zweite junge Bildhauer der Sezession war Werner Seidl (1914 - 1941), der unter anderem bei Anton Hanak in Wien studiert hatte. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die 1936 geschaffene Mozartbüste im Grazer Stadtpark.
Seidl fiel mit siebenundzwanzig Jahren im zweiten Weltkrieg.
Als ein zu dieser Zeit sehr avantgardistisch anmutender Künstler, zu dessen Werken sehr viele Ausstellungsbesucher keinen Zugang finden konnten, muss der gebürtige Leobner Hans Stockbauer (1910 - 1982) bezeichnet werden.
Nach seiner Ausbildung an der Academie Julian in Paris, kehrte er im Jahre 1932 nach Graz zurück und trat der Sezession bei. In seinen Arbeiten setzte sich Stockbauer mit verschiedenen Strömungen der internationalen Malerei wie etwa dem Kubismus auseinander.
Allgemein ist festzustellen, dass sich in den dreißiger Jahren eine zweite Künstlergeneration innerhalb der Sezession herangebildet hatte. Während einige ältere Sezessionisten, wie Silberbauer oder Klemencic längst nicht mehr zu den progressiven Kräften innerhalb der steirischen Kunst zu zählen waren, versuchten besonders die jüngeren Sezessionsmitglieder an den ehemaligen Grundsätzen des Vereins festzuhalten, an den internationalen Strömungen orientierende Kunst zu schaffen.
In der 10. Sezessionsausstellung im Jahre 1934 wurde neben den Arbeiten eines Ehrengastes, nämlich des bekannten österreichischen Grafikers Alfred Kubin, in erster Linie Arbeiten der neuen Sezessionsmitglieder, wie Kurt Weber, Hans Stockbauer, Ernst Paar, Friedrich Aduatz, Rudolf Pointner, Walter Ritter und Werner Seidl vorgestellt.
Erstmals stellte auch Leo Fellinger, der bislang dem Steiermärkischen Kunstverein angehörte, im Rahmen der Sezession aus, Zu den umstrittensten Künstlern in dieser Ausstellung gehörte der in Wien lebende Grazer Ernst Paar (1906 - 1986), der zusammen mit Hans Stockbauer an der Academie Julian in Paris studiert hatte. Wolfgang Schneditz meinte in seiner Ausstellungsrezession, dass Paar noch stark dem französischen Expressionismus verhaftet wäre, womit er wohl fauvistische Einflüsse gemeint haben dürfte.