Eine Sezession wird gegründet von Wilhelm Thöny (1930?)
Vereinschronik über die Jahre 1923 - 1938(Seite»2»3»4»5»6»7»8)
von Margit Fritz-Schafschetzy und Wolfgang Silberbauer (1993)
Chronik der Sezession Graz(Seite »2»3»4»5»6»7»8)
von Trude Aldrian (1973)
Salut zum Siebziger! von Heribert Schwarzbauer (1993)
Obwohl auch in den Jahren 1933 bis 1938 auch innerhalb der Sezession gewisse Zugeständnisse an die ständestaatlichen Kunstidiologie festzustellen sind, blieb die Sezession auch während dieser Zeit avantgardistischen Strömungen gegenüber offen, weswegen es in den Sezessionsausstellungen, wie Friedrich Aduatz berichtete, immer wieder zu Bildbeschädigungen seitens völkisch-radikaler Besucher kam.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und der damit verbundenen Umorganisation sämtlicher kultureller Einrichtungen wurden 1938 sämtliche Künstlervereinigungen, so auch die Sezession Graz, aufgelöst.
An ihre Stelle trat die Kameradschaft steirischer Künstler- und Kunstfreunde e. V.
(Graz, Mandellstraße 4), die unter der Leitung des Gaupropagandaleiters und Landeskulturverwalters Gustav Fischer stand. In ihr fanden sich neben einigen ehemaligen Sezessionsmitgliedern, auch Künstler aus den übrigen aufgelösten Künstlervereinen zusammen. So hatten sie die Möglichkeit ihre Arbeiten auch weiterhin einem breiten Publikum präsentieren zu können. Vor allem um den Kontakt mit Öffentlichkeit nicht ganz zu verlieren und wohl um auch ihre zum Teil mühsam aufgebaute Existenz zu erhalten, hatten sie - hier sind vor allem Fritz Silberbauer, Hans Mauracher, Paul Schmidtbauer, Hans Fronius zu nennen - in den Jahren des Nationalsozialismus einen Kompromissweg gefunden. So trat zum Beispiel auch Silberbauer um diese Zeit in die Partei ein, eine Entscheidung, die sich nach Kriegsende als großes Hindernis für seine weiter pädagogische Tätigkeit erweisen sollte. Wie seine Freunde und Schüler berichteten, zeigte er sich anfangs vom nationalsozialistischem Gedankengut zwar fasziniert, war aber nie ein Fanatiker, der sich durch die Verbreitung dieser Ideen zu profilieren versuchte. Im Grunde war er ein unpolitischer Mensch, und es ist nicht gerechtfertigt in ihm mehr als einen Mitläufer zu sehen. Einmal soll sogar Gauleiter Uiberreither ein Bild des Künstlers aus einer Ausstellung entfernen haben lassen, weil es ihm zu undeutsch war.
1939, im Zuge der Umgestaltung der Kunstgewerbeschule in eine Staatliche Meisterschule des deutschen Handwerks in Graz
wurde Silberbauer mit der Leitung der Meisterschule für das deutsche Malerhandwerk
betraut.
Während Silberbauer der Unterabteilung für Freskomalerei vorstand, hatte der Maler und Graphiker Heinz Reichenfelser die Leitung der Meisterklasse für Gebrauchsgraphik
inne. Die Meisterschule für Keramik leitete Hans Adametz. Zum weiteren Lehrkörper gehörte auch Alfred Wickenburg, der unter anderem auch Kostümkunde unterrichtete.
Wie Trude Adrian in ihrer Chronik der Sezession 1973 schreibt, waren die gegenseitigen Hilfeleistungen unter den ehemaligen Sezessionsmitgliedern sehr groß.Vor allem war es der langjährige Sekretär der Sezession Major Gustav Scheiger, der als ehemaliger österreichische Offizier noch immer über gute Kontakte verfügte. Wie berichtet setzte er sich bereits 1934 für Axel Leskoschek mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ein, als dieser mit dem damaligen Putsch in Verbindung gebracht wurde. Daneben setzte sich Scheiger in diesen Jahren persönlich und unter eigener Gefahr für den von den Nationalsozialisten verhafteten und zum Tode verurteilten Architekten Herbert Eichholzer ein. Leider blieb jede Intervention vergeblich. Eichholzer wurde 1944 hingerichtet.
All diese beruflichen und künstlerischen Schwierigkeiten sowie persönlich Tragödien während dieser Zeit, erklären umso mehr den Elan, der nach 1945 von den ehemaligen Sezessionsmitgliedern aufgebracht wurde, um die Vereinigung zu reaktivieren.
70 Jahre Sezession Graz