Eine Sezession wird gegründet von Wilhelm Thöny (1930?)
Vereinschronik über die Jahre 1923 - 1938(Seite»2»3»4»5»6»7»8)
von Margit Fritz-Schafschetzy und Wolfgang Silberbauer (1993)
Chronik der Sezession Graz(Seite »2»3»4»5»6»7»8)
von Trude Aldrian (1973)
Salut zum Siebziger! von Heribert Schwarzbauer (1993)
In der Jahresausstellung 1960 wurden Glasmontagen von Marc Adrian gezeigt, und 1961 werden von der Kritik vor allem die Joanneumspreisträger Hans Bischoffshausen und Rudolf Pointner hervorgehoben. Gleichzeitig aber trauerte die Sezession um ein sehr beliebtes Mitglied. Dr. Ferdinand Bilger hatte seinem Leben am 29. März selbst ein Ende gesetzt. Nach einem interessanten und abenteuerlichbewegten Leben war der ehemalige Assistent an einem Universitätsinstitut und Doktor der Chemie 1951 wieder nach Graz zurückgekehrt und hatte sich der Sezession angeschlossen. Zur Malerei hatte er erst 1940 in Frankreich durch Begegnungen mit französischen Künstlern gefunden. In Graz lebte er als freischaffender Künstler unter drückenden Lebensverhältnissen. Ihm galt in der genannten Jahresausstellung im September eine Sonderschau.
Im Jahre 1962 vereinigte eine Gemeinschaftsarbeit in Voitsberg Mitglieder der Sezession. An einer Gedenkstätte für Bürgermeister Hans Deutscher arbeiteten der Architekt Franz Jakubecki, die Maler Pointner, Fabian, Lojen, der Keramiker Kolowratnik und der Plastiker Moswitzer. Erwähnenswert ist auch die Präsentation musikalischer Graphik von Anestis Logothetis in der Jahresausstellung im April 1962 im Künstlerhaus.
Im März 1963 spricht die Kleine Zeitung von einer verjüngten Sezession
, und Dr. Rubinig glaubt, gewisse Stiltendenzen der Ecole de Paris bei den Malern der Sezession wiederzufinden. Machten sich auch - gewiß zeitbedingt - ab und zu Ermüdungserscheinungen innerhalb der Kunst der Sezessionisten bemerkbar, so blieb doch die nicht anzuzweifelnde Qualität der Werke erhalten. In der Jahresausstellung 1964 hebt die Kritik besonders die farbenbunten Märchen
von Pointner oder die Graphiken der Leger-Schülerin Vevean Oviette hervor.
Eine neue Phase im Leben der Vereinigung begann mit der Schaffung einer eigenen kleinen Galerie. Am 13. November 1964 wurde die Galerie 16
in der Schörgelgasse mit einer Ausstellung des koreanischen Malers Ung No Lee eröffnet. Dorthin wandten sich in den nächsten Jahren die Interessen Pointners und seiner ambitionierten Gruppe.
In diesem Jahr 1964 starben zwei der bewährtesten und aktivsten Mitglieder der Sezession. Am 24. Feber holte der Tod Hanns Wagula, und bald darauf, am 30. Mai, starb Kurt Weber. Während sich Wagula im letzten Jahrzehnt seines Lebens ausschließlich dem Kunstfilm gewidmet hatte, war Weber ein begeisterter Künder der Moderne und ein der Jugend zugetaner Lehrer. Ihn ehrte die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum im März 1965 mit einer 77 Werke umfassenden Personalausstellung. Anläßlich der Jahresausstellung loben die Kritiken vor allem die Bilder von Pointner, Fabian und Aduatz. Hervorgehoben werden ferner die Graphiken von Vevean Oviette. Die Galerie 16 bringt neben anderem einen Extempore-Wettbewerb. Die Preisträ ger waren Peter Pongraz, Peter Moitzi und Klaus Reisinger.
Während im Jahre 1966 außer einer Box & Ball Show in der Galerie 16 und der schon genannten Schaufensterausstellung im Kaufhaus Scheiner nichts Wesentliches zu vermeiden ist, brachte das Jahr 1967 den erwarteten Rücktritt Pointners. Schon an der Jahresausstellung im April 1967 hatte er nicht mehr teilgenommen.
Ein neuer Vorstand mußte gewählt werden. Die Wahl fiel einstimmig auf den Maler und Architekten Dipl.-Ing. Gerhard Lojen, der sich schon zuvor viele Verdienste um die Sezession erworben hatte und der nun als Präsident mit Erfolg bestrebt war, Verbindungen mit ausländischen Künstlern herzustellen. Die Jahresausstellung 1967 und eine Reihe von Ausstellungen in der vereinseigenen Galerie 15 wurden unter seiner Ägyde durchgeführt, von denen die des Jugoslawen Tisljar, des Italieners Nino Capello und die Ausstellung in memoriam Kurt Weber, Guaschen
besonders hervorzuheben sind. Während im September die Schaufensterausstellung Galerie der Straße
fortgesetzt wurde, brachte die Galerie 16 als Beitrag zum Trigon 67 eine Ausstellung von André Zechner und Peter Hauser.
Lojen legte sein gewissenhaft verwaltetes Amt ein Jahr später wegen Arbeitsüberlastung zurück.
Und wieder war ein neuer Vorstand zu finden. Man entschied sich für den Graphiker Fritz Krainz, der nun seit 1968 die Geschicke der Sezession lenkt. Zu Vizepräsidenten wurden Fritz Aduatz und André Zechner gewählt.
Der neue Präsident trachtete vor allem, die zersplitterte Künstlergruppe wieder zusammenzuführen. Nach außen schien zwar die Sezession einig wie zuvor, doch freuten sich alle, die Sezessionisten und die Freunde der Vereinigung, als im Mai 1968 bei der Jahresausstellung die alten verdienten Mitglieder Alfred Wickenburg, Fritz Silberbauer, Walter Ritter und die Keramikerin Helene Fischer wieder mit dabei waren. Die Kritik zollte ihnen ein besonderes Lob. Hervorgehoben wurden Vevean Oviette, Hans Bischoffshausen, Gerhard Lojen, Johann Fruhmann, Herbert Felice, Gottfried Fabian, Franz Roupec und die junge Malerin Brigitte Wasmayer. Vor der alljährlichen Verkaufsausstellung vor Weihnachten in der Galerie 16 fand im Oktober die Ausstellung La scatola
statt. In vorgefertigten Schatullen war Kleinkunst für Ausstellungszwecke angeordnet. Im November folgte noch die Hinterglasmalerei von Joze Ciuha, einem intellektuellen Jugoslawen aus Laibach mit Ikonenreminiszenzen
, wie ihn die Kritiker nannten. Bald darauf aber mußte die Galerie 16 geschlossen werden. Der Hausherr hatte Eigenbedarf angemeldet. Damit hatte die Sezession ein Heim verloren, in dem sich bei den Vernissagen viele Freunde und Interessierte ein Stelldichein gegeben hatten. Es sollten 2 Jahre vergehen, bis eine neue Sezessionsgalerie ihre Pforten auftun konnte.
Im folgenden Jahre 1969 bestritten hauptsächlich junge Mitglieder die Exposition in den Schaufenstern des Kaufhauses Scheiner - ein Unternehmen, das nun schon zur Gewohnheit geworden war und an dem das Publikumsinteresse ebenso erlahmt war wie an anderen Kunstausstellungen.